Bernstein aus der Schweiz (genannt Plaffeit)

In der Schweiz gibt es südöstlich von Fribourg bis in den Raum des Vierwaldstättersees mehrere, kleine Bernsteinvorkommen (Vgl. Karte). Vor etwa 55 Millionen Jahren wurde dieses, damals subtropische, Küstengebiet von Meer bedeckt, wobei Pfanzenresten und Harzgerölle in einen Flyschboden geschwemmt wurden. Ein Verbreitungsgebiet, «Gurnigelflysch», liegt am Nordrand der Voralpen zwischen dem Genfer- und Thunersee. Das zweite Verbreitungsgebiet, «Schlierenflysch», befindet sich zwischen dem Thuner- und Vierwaldstättersee.  Das Wort «Flysch» ist Schweizer Mundart und bedeutet abrutschen/abfliessen und wurde in der wissenschaftlichen Literatur als Bezeichnung für fossilarme Sandsteine und Tonschiefergebiete des älteren Tertiärs der Alpen verwendet (Vgl. Michael Soom / Dieter Schlee, Fossiles Harz aus dem Gurnigel-und Schlierenflysch).

Die Bernsteinfundstellen im Gebiet «Gurnigelflysch» sind hauptsächlich die folgenden;

  • Steinbruch Roggeli, Plasselbschlund (FR) (GPS - Koordinaten: 7.2394531, 46.711901703)

  • Strasse bei Falli, Plasselbschlund (FR) (GPS - Koordinaten: 7.24598546, 46.715241204)

  • Steinbruch Zollhaus, Plaffeien (FR) (GPS - Koordinaten: 7.307060264, 46.716498009)

  • Wissenbach, Gurnigel (BE) (GPS - Koordinaten: 7.438896724, 46.746799494)

  • Ziegerhubel, Gurnigel (BE) (GPS - Koordinaten: 7.459717, 46.736749)

  • Chrutboden, Musherenschlund (FR) (GPS - Koordinaten: 7.360599145, 46.684793235)

  • Steinbruch Falli, Plasselbschlund (FR) (GPS - Koordinaten: 7.247161862, 46.715423104)

Die Bernsteinfundstellen im Gebiet «Schlierenflysch» sind vor allem die folgenden:

  • Glaubenberg, Sarnen (OW) (GPS - Koordinaten: 8.107211061, 46.893003609)

  • Fallhörnli, Alpnach (OW) (GPS – Koordinaten: 8.23604, 46.92773)

Generell kann man sagen, dass der Schweizer Bernstein durch die Alpenfaltung oft sehr spröde, rissig und brüchig ist (Vgl. Foto). Die gefundenen Bernsteinstücke weisen meistens weniger als 1 cm Dicke auf und zerfallen leicht und sind deshalb nicht zum Schleifen geeignet. Plaffeitstücke ohne Einschlüsse sind hellgelb und können mit einer fortschreitenden Oxidation orangegelbe bis weinrote Farbtöne aufweisen.  Es kommt vor, dass Plaffeit-Stücke Insekten (v.a. Mücken, Wespen), Pflanzenfasern und Körner enthalten.

Schweizer Bernstein (Plaffeit, wenige Bernsteinsplitter)

Schweizer Bernstein (Plaffeit, wenige Bernsteinsplitter)

Schweizer Bernstein (Plaffeit, viele Bernsteinsplitter)

Schweizer Bernstein (Plaffeit, viele Bernsteinsplitter)

Literatur:

Michael Soom / Dieter Schlee, Fossiles Harz aus dem Gurnigel-und Schlierenflysch (Schweizer Voralpen, Aus dem Jahrbuch des Naturhistorischen Museums Bern, Bd. 8., 1981 – 1983

Stefan Weiss, Bernstein aus der Schweiz. In: Mineralienmagazin Lapis. J. 30, Nr. 5, Mai 2005, Seiten 16-19